2014 - Prof. Dr. Jürgen Mlynek

Jürgen Mlynek gilt als Ausnahme-Wissenschaftler, mehr noch als Ausnahme-Manager im Wissenschaftsbetrieb. 

  Der elfte Ring ehrt einen Garbsener 

 Jürgen Mlynek schmunzelt. Wegbegleiter, Lehrer und „seine Ministerin“ Johanna Wanka sprechen über ihn. Manche Worte werfen seine Stirn in Falten, manches lässt ihn lachen, anderes scheint ihn nachdenklich zu machen. „Vom ganzen Lob wird nur die Hälfte stimmen“, sagt er später, „der Kluge weiß das. Und der Weise weiß, was stimmt.“ Die große Festgesellschaft im Garbsener Rathaus erlebt am 18. November 2014 einen aufgeräumten, gerührten und humorvollen Jürgen Mlynek. Der 63-Jährige weiß auf jeden seiner Laudatoren eine angemessene, sehr persönliche Antwort. „Ich finde diesen Ring und den Empfang wunderbar. Und ich halte es für sehr gut, wie Garbsen als junger Wissenschaftsstandort auf sich aufmerksam macht“, sagt er nach dem offiziellen Teil. Wer ist der Mann mit dem elften Ehrenring? Jürgen Mlynek wurde am 15. März. 1951 in Gronau geboren und studierte von 1970 bis 1976 Physik an der Technischen Universität Hannover. Nach Promotion (1979) und Habilitation (1984) arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent in Hannover, bevor er an das IBM Research Laboratory nach Kalifornien zur Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich ging. 1990 hielt er den Ruf als ordentlicher Professor für Experimentalphysik der Universität Konstanz. Irgendetwas muss den aufstrebenden Physiker damals veranlasst haben, von Labor und Lehre in das Fach Wissenschaftsmanagement zu wechseln. Mlynek bewarb sich auf das Amt des Präsidenten der Konstanzer Universität.  Die Entscheidung fiel nicht zu seinen Gunsten aus. Den zweiten Anlauf nahm Mlynek in Berlin an der Humboldt-Universität. Mlynek war ihr Präsident von 2000 bis 2005, verließ danach den Universitätsbetrieb und ist bis heute in zweiter Amtszeit Präsident der Helmholtz Gemeinschaft deutscher Forschungszentren. Sie ist die größte außeruniversitäre Forschungsorganisationen in Deutschland mit 18 Zentren, einem Jahresetat von rund 3,8 Milliarden Euro, 12000 Wissenschaftlern, insgesamt 36000 Mitarbeiter – eine Mega-Universität. Mlynek weiß um die Bedeutung der Helmholtz- und Max-Planck-Gesellschaften: „Die jüngsten deutschen Nobelpreisträger kommen aus außeruniversitären Einrichtungen, das sagt viel über die Qualität unserer Unversitäten.“ Jürgen Mlynek gilt als Ausnahme-Wissenschaftler, mehr noch als Ausnahme-Manager im Wissenschaftsbetrieb. Als Mitglied des Hochschulrates der Leibniz Universität Hannover begleitet Mlynek universitäre Entscheidungen und beeinflusste die Ansiedlung des Maschinenbau-Campus in Garbsen. „Professor Mlynek ist ein herausragender Wissenschaftler, der sich über alle Maßen für die ständige Interaktion zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur einsetzt und ein mehr als würdiger  Ringträger anlässlich unseres zehnjährigen Jubiläums“, sagt Professor Heinz Haferkamp. Garbsen, das war am Abend der Ringverleihung kein Neuland für Mlynek. Direkt habe er zwar nichts mit Garbsen zu tun. Zähle er aber Hannover mit zu dessen Einflusssphäre, dann „bin ik ein Garbsener“, sagt Mlynek und erntet den Applaus derer, die zu seinen Ehren von weither und aus der Stadt gekommen sind. Er weiß den Beifall humorvoll zu dämpfen: „Zu viel Weihrauch schwärzt den Heiligen.“ Und er weiß, Ritterschläge zu verteilen: „Warum ist Garbsen so wichtig? Weil Heinz Haferkamp hier lebt. Ohne ihn gäbe es hier keinen Wissenschaftsstandort.“ Der Ring sei ihm ein sichtbares Zeichen für das erfolgreiche Zusammenspiel von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft. „Garbsen hat eine Vision“, lobt Mlynek, „was Garching für München ist, soll Garbsen für Hannover werden.“ Mlynek sagt es nicht direkt, dazu ist der Preisträger zu diplomatisch. Aber sein Hinweis, nicht an der falschen Stelle zu sparen, ist für die Verantlichen  unüberhörbar: „Strahlkraft entwickeln nur Leuchttürme, nicht aber Teelichter.“ Ritterschläge haben die Ehrenring-Verleihungen des Freundeskreises und der Stadt schon einige erlebt. Der Festakt für Jürgen Mlynek aber war Anlass zu einem höchsten Lob. Erstmals hatte ein Mitglied der Bundesregierung an einer Verleihung teilgenommen: Professorin Johanna Wanka, von 2010 bis 2013 Landesministerin in den Kabinetten Wulff und McAllister und seit 2013 Bundesministerin für Forschung und Wissenschaft. „Dieser Preis und die exzellente Riege der Träger schmücken den Ringträger Jürgen Mlynek“, sagt Wanka, „er bringt Garbsen aber auch ein besonderes Renommee, das ist Ihre berechtigte Hoffnung hier.“ Ehrungen für verdiente Persönlichkeiten aus Kultur, Kunst und Sport seien traditionell. Aber Wissenschaft und die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis mit einem solchen Ring zu würdigen, sei etwas Besonderes.